Hildegard - Deutsch
112 Kapitel 14 Grüße aus Schippenbeil „Louise, habe ich dir von dem Artikel erzählt, den eine Morgenzeitung über mich ge- schrieben hat? Bogø fragte einmal, ob ich es erzählen wollte. Er hatte Kontakt zu mehreren Tageszeitungen, und ich dachte: Ok. Als ich den Artikel las, konnte ich erkennen, dass es mir so vorkam, als wäre ich nega- tiv eingestellt und in Dänemark schlecht behandelt worden. So ging es mir im Allge- meinen. Warum sollten wir hinter Stacheldraht eingesperrt werden? Einige der Wachen waren geradezu ekelhaft. Wir durften keine Post bekommen und niemand sagte uns, wann wir nach Hause kommen könnten. Es gab viele Gerüchte, z.B. dass Dänemark von den Westalliierten viel Geld erhalten hat, um uns zu behalten. Letz- teres war Unsinn, und ich weiß, dass sie uns am liebsten alle auf einmal nach Deutsch- land geschickt hätten. Natürlich konnte ich nichts über Ihren Vater und seine Kontakte erzählen, und ich wollte auch nichts über Lagerleiter Nilsson in Krokodilelejren erzäh- len, der durch meine Finger gesehen hat, dass ich rausgeschlüpft bin und Ejler besucht habe. Doch kurz nach der Veröffentlichung des Artikels erhielt ich einen Brief von Helga Christa Schrøder, die schrieb, dass ihr von Bekannten in Dänemark erzählt worden sei, sie hätten über Schippenbeil gelesen. Da sie aus diesem Dorf stammte, hatten sie ihr den Artikel geschickt. Sie schrieb, dass sie in ein Lager in der Nähe von Aalborg gekommen sei. Sie war dort seit ca. 1½ Jahre bei seiner Mutter. Dann wurde ihnen gesagt, dass sie nach Deutschland gehen würden, aber es könnte einige Zeit dauern. Das Lager in Aalborg musste geschlossen werden und sie mussten in das große Lager in Oksbøl gehen, von dem sie gehört hatten. Helga wurde 1931 geboren und daher kann ich mich aus dieser Zeit nicht wirklich an sie erinnern. Sie war im Vergleich zu mir zu klein, aber ich kann aus dem, was sie schreibt, ersehen, dass sie auch in der Nähe außerhalb der Stadt wohnten. In Oksbøl war alles ganz anders. Sie schrieb, dass sich zu einem Zeitpunkt 35.000 deutsche Flüchtlinge im Lager befanden, doch als sie mit ihrer Mutter ankam, habe die Rückführung nach und nach begonnen. Bogø erzählte mir einmal von Oksbøl, als wir über das Lager in Kløvermarken in Ko- penhagen sprachen. Er sagte, dass er und seine Familie 1984 einen längeren Urlaub in Westjütland verbrachten, wo sie in einem Hostel wohnten. Sie wohnten im ehemaligen Deutschen Lazarett Gebäude A. Es gab noch zwei weitere. Die ehemalige medizinische Abteilung und dann eine chirurgische Abteilung. Bogø erzählte auch einiges von dem, was Helga Christa Schrøder in ihrem Brief schrieb. Über die vielen ehemaligen Barack- en und nicht zuletzt den großen Friedhof direkt am Lagerrand.
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