Hildegard - Deutsch
124 Kapitel 16 Zurück zu Sydamager Im Jahr 2010 zog Hildegard nach Dragør in eine größere Wohnung am Sydstranden. Sie war leicht zu erreichen, da sie ihre alte Øbro-Telefonnummer mitgebracht hatte. Jetzt blieb mehr Zeit für Flemming, Lisabet und ihre Kinder. Als wir uns das letzte Mal unterhielten, erzählte sie, dass sie jeden Tag zum nahegele- genen Tagesheim Eng-gården gegangen sei, wo sie mit mehreren anderen älteren Menschen gesprochen habe. Im August 2016 rief Lisabet an und teilte ihr mit, dass ihre Mutter nach kurzer Krank- heit gestorben sei und sie auf dem Friedhof Store Magleby begraben werden solle. Anschließend habe ich mehrmals mit Flemming und Lisabet gesprochen, die beide noch in Dragør leben, und sie haben mir viele Fotos mit ihrer Mutter und der Familie geze- igt. Als ich Dines Bogø kontaktierte und ihm erzählte, dass Hildegard Jordan gestorben sei, sagte er, dass er einige polnische Kontakte habe. Wenn ich Interesse hätte, würde er etwas über Hildegards Elternhaus in Schippenbeil, wie der Ort damals hieß, finden. Es stellte sich auch heraus, dass er über allgemeinere Kenntnisse über die deutschen Flüchtlinge verfügte und viele Male Vorträge zu diesem Thema gehalten hatte. Es gibt viele Missverständnisse über die Verhältnisse vom 15. Februar 1945 bis zur Rückkehr der letzten deutschen Flüchtlinge genau vier Jahre später nach Deutschland. Dines Bogø zeigte mir u.a. ein Foto aus Kolding, wo sich der dänische Flüchtlingsmini- ster Jo-hannes Kjærbøl vom Bahnhof verabschiedete. 1949 wurde ein Buch über die Flüchtlinge geschrieben und im folgenden Jahr ein Film gedreht. Später veröffentlichten andere größere und kleinere Bücher, und eine Zeit lang gab es eine längere Polemik in den Zeitungen, da viele nicht verstanden hatten, dass es die deutsche Wehrmacht war, die bis zum 5. Mai 1945 für ihre eigenen Landsleute in den Lagern verantwortlich war bei 08.00. Um 1999 machte eine Ärztin ihre Kollegen dafür verantwortlich, dass sie dem Gesund- heitspersonal der Bundeswehr im Frühjahr 1945 nicht bei der Flüchtlingshilfe geholfen hatten. Wenn die Ärzte geholfen hätten, wäre es als Hilfe für den Feind gewertet wor- den, da sie dann ihre eigenen Ärzte an der Front einsetzen könnten. Die Deutschen li- quidierten weiterhin dänische Ärzte und internierten sie in Kz-Lagern.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDg2ODc=