Hildegard - Deutsch

49 Was Flüchtlinge in den einzelnen Lagern hörten, war begrenzt. Die dänische Verwaltung versuchte zunächst, die Schulen zu befreien, in denen Klassenräume, Turnhallen, Hörsäle usw. im Einsatz gewesen sei. Flüchtlinge wurden in ehemaligen deutschen Lagern oder in neu errichteten Kasernen untergebracht. Hildegard fährt fort: „Besonders einer der Wachen suchte nach mir, wenn er im Dienst war, und ich schlich mich an den Stacheldraht heran, wenn ich wusste, dass er auf seinen Runden vorbeikom- men würde. „Es war den Wachen strengstens verboten, mit uns zu reden, aber sie haben es trotzdem geschafft.“ Der dänische Gardekommandant hieß Hans Fridthiof Nilsson. Ich habe gehört, dass er 28 Jahre alt war und aus Kastrup stammte. Er war Luftverteidigungsassistent und im zivilen Leben im Wasserwerk Tårnby beschäf- tigt. Ich erwähne ihn, weil er nett zu uns Flüchtlingen war. Er wusste sehr wohl, dass über den Zaun hinweg geredet wurde, aber wenn wir es diskret taten und nicht zu laut spra- chen, passierte nichts. Viele der CB-Wachen wohnten in der Nähe und schliefen zu Hause. Anschließend trafen sie sich zum Wachdienst. Der Wachmann, der am meisten daran interessiert war, mit mir zu reden, hieß Ejler Han- sen. Er und sein Freund Ejner Hansen lebten in der nahegelegenen Seitenstraße. Ejler wohnte mitten in Skolevej in Nr. 11 und ich konnte das Haus von meinem Zimmer in der großen Kaserne aus sehen. Wir hatten vereinbart, dass wir uns gegenseitig ein Sig- nal senden könnten, wenn ich mir eine Taschenlampe geschnappt hätte. Eines Tages hatte Ejler Campleiter Nilsson gefragt, ob ich nach Hause kommen und seine Eltern begrüßen könne. Das hätte ich tun dürfen, wenn ich versprochen hätte, nur für kur- ze Zeit weg zu sein. Es entwickelte sich und bald konnte ich für längere Zeit mit Ejler zusammen sein. Natürlich endete es damit, dass wir ein Liebespaar wurden, und ich übernachtete auch mehrmals im Haus am Skolevej. Im November 1946 erfuhr ich, dass ich schwanger ge- worden war. Ejler wurde verhaftet und zu 30 Tagen Gefängnis verurteilt, die er im Staatsgefängnis Nyborg absitzen musste. Ich wurde in ein sogenanntes „Straflager“ verlegt, das sich an der „Grushullerne“ etwas nördlich der Stadt Dragør am Nordre Dragørvej befand. Auch im Wachgebäude am Jæ- gervej in Dragørlejren gab es Einzelzellen, die jedoch nur für kürzere Aufenthalte gedacht waren. Im Straflager wurde für die Frauen eine Holzbaracke eingerichtet und die Männer in einem ehemaligen deutschen Steingebäude in der Nähe untergebracht.

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