Hildegard - Deutsch

67 Kapitel 9 Auf demWeg nach Malmö und alte Kontakte „Ich habe nie erfahren, wie er sich verhielt, aber eines Tages kam plötzlich die Nachricht, dass ich mit Flemming nach Schweden reisen könnte, wenn ich eine Erklärung unterze- ichnen würde, dass ich ausreisen würde und nicht länger Teil des dänischen Staates für Fracht sein würde. Es war dein Vater, der dafür sorgen musste, dass wir mit der Fähre kamen. Es ging fast schief. Es gab einen Typhus-Ausbruch im Lager, aber Ihr Vater, Erik Jacob- sen, hat uns in letzter Minute vor Schließung des Lagers rausgeholt. Er musste uns zur Fähre in Frihavnen begleiten und dafür sorgen, dass mit den Papieren alles in Ordnung war. Erst viele Jahre später erzählte mir Ihr Vater, dass er eine andere Route nach Schwe- den geplant hatte, falls er meine Ausreisepapiere nicht in Ordnung bringen könnte. Er sagte, er habe Kontakt zu einem jungen Fischer gehabt, der in Christianshavn lebte. Sein Name war Erik Jørgen Petersen. Er stand bereit, Flemming und mich herüberzusegeln. Ich musste eine Ausreisegenehmi- gung unter dem Vorwand bekommen, dass Flemming zur Behandlung in eine Klinik in Kopenhagen fahren würde. Dann mussten wir Ihren Vater an dem Ort treffen, der später zum Christmas Møllers Plads wurde. Dein Vater trug wie früher Zivilkleidung und wir gingen dann nach Overgaden Above the Water. Unten an der Straße bei Bodenhoffs Plads würde Erik Petersen mit einem Cutter, den er sich zu diesem Zweck ausgeliehen hatte, auf uns warten. Aber es war nicht nötig. Wir kamen mit der gewöhnlichen Fähre von Frihavnen herüber, da alle Papiere in Ordnung waren. Viele Jahre später traf ich Erik Petersen, einen guten Freund Ihres Va- ters. Im Alter von 17 Jahren wurde Erik etwas ausgesetzt, das ihn für den Rest seines Le- bens prägte. Er segelte illegal von Christianshavn aus und befand sich 1945 auf dem Kut- ter Tärnan in Höganäs mit Kapitän Edvard Lyse, der später an mehreren Orten in Däne- mark als Priester tätig war. Erik Petersen erzählte einmal, als Ihr Vater ebenfalls anwesend war, dass er es war, der dastand und zusah, wie Jane Horney erschossen wurde. Bogø gab mir einmal ein Foto von Erik Petersen, das er von ihm erhalten hatte. Die Schwedin musste liquidiert werden, da sie zu viel über mehrere der illegalen Routen über den Öresund wusste. Erik sagte auch, dass er damals glaubte, sie sei eine Pedantin. Das hatte man ihm gesagt. Es stellte sich heraus, dass sie von den Vereinbarungen wusste, die zwischen dänischen und deutschen Kreisen über eine gemeinsame Überquerung des Öresunds getroffen wor- den waren.

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