Hildegard - Deutsch
69 Die Vereinbarung enthielt einen dritten Teil. Die Deutschen und ihre verschiedenen däni- schen Helfer mussten aufhören, auf „Sozialdemokraten“ und „Gewerkschafter“ zu schießen. Im Gegenzug wurde den Deutschen versprochen, dass nach dem Krieg kein Deutscher hingerichtet würde. Man konnte nicht versprechen, dass sie nicht zum Tode verurteilt würden, aber sie würden niemals hingerichtet. Ich habe viel über den letzten Teil der Vereinbarung nachgedacht. Ich weiß, dass niemand hingerichtet wurde. Alle wurden begnadigt, aber ich weiß nicht, ob sie die sogenannten Räumungsmorde vollständig eingestellt haben. Die Vereinbarung sei im Sommer 1944 getroffen worden, sagte Erik Petersen. Jane Horney wusste zu viele Details über diesen Deal und sie redete oft viel und es be- stand die Befürchtung, dass ihr Konto in die falschen Hände geraten würde. Es wurde viel getan, um die Vereinbarung zu verschleiern, und viele Fischer und Seeleute, die mitfuh- ren, glaubten fest daran, dass sie illegal segelten und ein großes Risiko hatten, entdeckt zu werden. Sie hatten keine Ahnung, dass viele Fahrten mit der deutschen Marine arrangiert wurden. „Seit diesem Tag lebe ich mit einer versteckten Adresse“, sagte Erik. Viele Schriftsteller und Journalisten haben versucht, ihn zu finden. Sie wussten, dass er auf der Sejerø-Fähre arbeitete, aber die andere Besatzung hielt sie fern und die Einheimischen auf Sejerø ver- jagten Fremde. Sie wussten immer, wann Journalisten auf die Insel kamen. Erik fuhr fort, dass sie Hjalmar Ravnbo vom Student Intelligence Service versprochen hätten, für immer zu verheimlichen, dass Ravnbo in letzter Minute den Auftrag erhalten habe, Jane Horney zu erschießen. Übrigens war es Arne Sejr, der Jane Horney hätte erschießen sollen. Hjalmar Ravnbo und Arne Sejr wurden entfreundet. Arne Sejr sagte, er sei erkrankt und sein stellvertretender Chef Hjalmar Ravnbo müsse die Aufgabe daher übernehmen. Erik zog später an eine versteckte Adresse in Kopenhagen. Er hatte einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter erhielt den Namen Jane in Erinnerung an die schwedische Frau, die er über das Geländer hob, nachdem sie angeschossen worden war. Erik Petersen hat es nie vergessen und jeden Tag daran gedacht. Durch Erik Petersen lernte ich mehrere andere kennen, mit denen Ihr Vater ebenfalls eng zusammengearbeitet hatte. Hin und wieder kann ich Ihnen von anderen Widerstandskämpfern erzählen, die ich durch Ihren Vater kennengelernt habe. Im Moment wird es langsam zu viel. Aber zurück zu Ihrem Vater, zu dem Sie vermutlich viele Kontakte aus dieser Zeit hatten. Ich werde dein- en Vater nie vergessen. Was er also damals für uns getan hat. Wir haben vereinbart, in Kontakt zu bleiben, und das haben wir seitdem getan. Plötzlich hörte ich nichts mehr von ihm. Ich habe mich nicht getraut, ihn ohne Termin aufzusuchen, zu schreiben oder anzurufen, aber das ist dir doch bewusst, oder?“
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