Hildegard - Deutsch
70 Kapitel 10 Malmö „In Malmö lebten wir in einer Wohnung in der Rasmusgaten 30. Eines der ersten Tage, als ich allein mit Flemming in einigen gemieteten Zimmern zu Hause war, versuch- te der Eigentümer, auf mich zuzugehen. Ich eilte zur Fabrik, in der Ejler arbeitete, aber er wies mich ab und sagte, dass es nicht einfach sei, eine andere Wohnung zu bekommen. Es war alles sehr schwierig. Ejler arbei- tete viel und ich bekam Arbeit, sodass Flemming oft sich selbst überlassen blieb. Er hatte einen Wohnungsschlüssel und ich hatte für ihn gekocht. Später war ich als Textilar- beiterin in einer Fabrik in Malmö beschäftigt. Flemming war zu Hause und einige Na- chbarn schauten von Zeit zu Zeit bei ihm vorbei. Als er etwas älter wurde, fing er an, durch die Nachbarschaft zu laufen. Es war schwierig, aber wir konnten es uns nicht leis- ten, ihn in den Kindergarten zu schicken. Wir waren keine schwedischen Staatsbürger und ich lernte Schwedisch nur langsam, be- nutzte aber viele dänische Wörter, die ich von Ejler hörte. Ich weiß, dass Flemming lange Spaziergänge in der Nachbarschaft unternahm und schnell ziemlich bekannt wurde. Er kam an den vielen Geschäften vorbei, die es damals in der Nachbarschaft gab. Oft stießen ihn die Händler mit etwas an und unterhielten sich ein wenig. Flemming sprach schlie- ßlich ziemlich gut Schwedisch. Sie waren sich bewusst, dass er als solcher nicht ver- nachlässigt wurde. 1947 hatte ich Kontakt zu meinem älteren Bruder Erwin Jordan aufgenommen. Erwin konnte erkennen, dass meine Mutter am Leben war. Sie war von den Russen gefangen genommen worden. Meine Mutter lebte in Halle, wo sie Kleidung für russische Soldaten wusch. Sie war in Schippenbeil gewesen und in unserem Haus, das jetzt in der polnischen Stadt Sepopol lag und dessen Hausnummer geändert worden war. Alles war weg, es waren nur noch die kahlen Wände. 1950 gab es im inneren Sepopol (Schippenbeil) noch viele zerstörte Häuser, die noch nicht wieder aufgebaut waren.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NDg2ODc=