Hildegard - Deutsch

94 Ein paar Mal in der Woche kam ein kleiner Bus vom Lager. Es fand zu einer bestimm- ten Zeit am frühen Abend auf dem Gelände unseres Gemeindehauses statt. Sie sagte, dass erwachsene Mädchen mit dem Bus zum Lager fahren könnten. Oft waren es 10-12 Mädchen. Sie hatten ihre schönsten Klamotten angezogen und auch viel mit ihren Haaren ge- macht, um vorzeigbar auszusehen. Rosemarie erzählte weiter, dass sie schon mehrere Male dort gewesen sei. Als sie im Lager ankamen, wurden sie von einigen hübschen jungen Männern in Uniform begrüßt. In einem Saal gab es eine Auswahl an Köstlich- keiten und reichlich zu trinken. Alle Mädchen bekamen einen Butler, und ich erinnere mich, dass es einmal ein sehr charmanter SS-Anwärter war, den ich als Butler bekam. Anschließend wurde zu moderner Grammophonmusik getanzt. Ich wusste sehr gut, dass von uns Mädchen erwartet wurde, dass wir unseren Kellner in einen kleineren Raum begleiten. Uns wurde gesagt, dass wir Deutschland dienen könn- ten, wenn wir arische Kinder hätten, und es spielte in dieser Situation keine Rolle, dass man nicht verheiratet war. Ich war mehrmals dort, wurde aber nicht schwanger. Mehrere der anderen Mädchen taten dies, und als noch zwei bis drei Monate bis zu ihrer Geburt vergingen, kamen sie in einige ehemalige Herrenhäuser, wo sie sich entspannen und eine gute Geburt erleben konnten. Sie blieben eine Weile dort, ansonsten wurden die Kinder vom Personal übernommen. Die Neugeborenen waren Eigentum des Staates. Die Kinder könnten dann von arischen Eltern adoptiert werden. Die Gebärende erhielt einen Geldpreis und eine Medaille. Es war nicht etwas, worüber man laut sprach, aber man musste es auch nicht verbergen. Rosemarie war nicht die Einzige, die davon erzählte. Die schwangeren Mädchen sollten stolz sein und standen unter dem Schutz der Partei. Wie Sie wissen, habe ich das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet, als ich Deutschland verlassen musste. Als ich meinen Bruder besuchte, schaute ich in seinen Büchern nach. Als er mich sitzen und lesen sah, sagte er, er erinnere sich daran, dass ich glücklich und stolz sei, bei BDM zu sein, und wollte mir einige Fotos zeigen, die er gespeichert hatte und die er normalerweise nicht zeigte. Erwin hatte mehrere Fotos mit BDM-Motiven, er wusste aber nicht, wo in Deutschland sie aufgenommen wurden.“ Sie haben gefragt, ob ich mich an die Zeit im JM, also im „Jungmädelbund“, erinnere. Es war bis zum Krieg. Wir waren gelegentlich mit den älteren Mädchen beim BDM und haben zu ihnen aufgeschaut. Sie hatten auch schöne Uniformen.“

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